Brennende Füße: Der ehrliche Leitfaden, um die Ursache zu finden und endlich Linderung zu schaffen
Dieses Gefühl, wenn die Füße abends im Bett nicht zur Ruhe kommen. Es ist kein normaler Schmerz, sondern ein heimtückisches Brennen, Kribbeln oder Pochen, das einem den Schlaf raubt. Viele schieben es auf einen langen Tag oder schlechte Schuhe und hoffen, dass es von allein verschwindet. Doch hier ist die unbequeme Wahrheit: Anhaltend brennende Füße sind keine Lappalie. Sie sind das rote Blinklicht auf dem Armaturenbrett Ihres Körpers – ein klares Signal, dass etwas Tieferes nicht stimmt. Dieses Signal zu ignorieren, ist oft der größte Fehler, denn die Ursachen reichen von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsten Erkrankungen, die eine gezielte Behandlung erfordern. Die gute Nachricht ist: Sobald Sie die wahre Ursache kennen, gibt es wirksame Wege zur Linderung.
Die wichtigsten Infos (wenn Sie keine Zeit haben, alles zu lesen)
- 🦶 Kein Zeichen von Müdigkeit: Anhaltendes Fußbrennen ist selten nur eine Folge von Überlastung. Meistens steckt ein Problem mit den Nerven oder der Durchblutung dahinter.
- 👨⚕️ Die Hauptverdächtigen: Diabetes und übermäßiger Alkoholkonsum sind die häufigsten Auslöser für die Nervenschäden (Polyneuropathie), die das Brennen verursachen.
- 💊 Versteckte Ursache: Ein Mangel an B-Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann die Nervenfunktion stören und zu brennenden Füßen führen. Dies ist eine oft übersehene, aber gut behandelbare Ursache.
- 🩺 Diagnose ist alles: Hören Sie auf, im Internet zu raten. Nur ein Arzt kann durch gezielte Tests die wahre Ursache aufdecken und Folgeschäden verhindern.
- 🛁 Erste Hilfe, keine Lösung: Kühle Fußbäder und bequeme Socken können Symptome kurzfristig lindern, ersetzen aber niemals die Behandlung der eigentlichen Ursache.

Warum brennen die Füße? Ein Blick auf die 4 Hauptverdächtigen
Man stellt sich die Frage immer wieder, meistens mitten in der Nacht: Warum gerade die Füße? Die Antwort liegt in ihrer komplexen Anatomie. Sie sind vollgepackt mit Tausenden von Nervenenden und feinsten Blutgefäßen und tragen tagtäglich unser gesamtes Gewicht. Das macht sie anfällig für Störungen. Anstatt eine endlose Liste medizinischer Fachbegriffe durchzugehen, lassen sich die meisten Ursachen für brennende Füße in vier gut verständliche Kategorien einteilen.
Nervenschäden (Polyneuropathie): Die häufigste Ursache
Wenn Ihre Füße brennen, sind in über 60 % der Fälle geschädigte Nervenbahnen schuld. Man nennt das Polyneuropathie. Stellen Sie sich die Nerven wie elektrische Kabel vor. Wenn ihre Isolierschicht beschädigt wird, senden sie fehlerhafte Signale ans Gehirn – wie Hitze, Kribbeln oder Taubheit, obwohl äußerlich alles in Ordnung ist. Die zwei größten Verursacher dieser Schäden sind:
- Diabetes mellitus: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel greift die feinen Nervenfasern an, beginnend bei den am weitesten vom Herzen entfernten Punkten – den Füßen.
- Alkoholmissbrauch: Alkohol ist ein Nervengift. Chronischer Konsum schädigt die Nerven direkt und beeinträchtigt gleichzeitig die Aufnahme wichtiger Nährstoffe wie B-Vitamine.
Durchblutungsstörungen: Wenn die Versorgung stockt
Ihre Nerven und Muskeln benötigen eine konstante Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen, die über das Blut transportiert wird. Bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), oft « Schaufensterkrankheit » genannt, verengen Ablagerungen die Arterien in den Beinen. Die Folge: Das Gewebe in den Füßen erhält zu wenig Sauerstoff. Das äußert sich anfangs oft durch Schmerzen beim Gehen, kann aber in Ruhephasen auch zu einem brennenden Gefühl führen, weil die unterversorgten Nerven Alarm schlagen.
Nährstoffmängel: Der versteckte Brandstifter
Die Nerven benötigen bestimmte Vitamine, um ihre Schutzhülle (Myelinscheide) intakt zu halten und Signale korrekt weiterzuleiten. Ein Mangel, insbesondere an Vitaminen der B-Gruppe (vor allem B12, aber auch B6 und B1), kann diese Funktion empfindlich stören. Solche Mängel entstehen nicht nur durch schlechte Ernährung, sondern auch durch bestimmte Medikamente, Magen-Darm-Erkrankungen oder fortgeschrittenes Alter.
Mechanischer Druck: Falsche Schuhe und Fehlstellungen
Manchmal ist die Ursache weniger systemisch und mehr lokal. Zu enge oder schlecht sitzende Schuhe können Nerven dauerhaft komprimieren. Fußfehlstellungen wie ein Spreiz- oder Senkfuß verändern die Druckverteilung und können bestimmte Nervenäste überreizen. Ein bekanntes Beispiel ist das Morton-Neurom, eine schmerzhafte Verdickung eines Nervs zwischen den Zehen, die oft ein brennendes Gefühl im Vorfuß auslöst.
Der größte Fehler bei brennenden Füßen: Abwarten und ignorieren
Man redet sich die Sache gerne klein. « Das sind nur die neuen Schuhe. » « Ich war heute viel auf den Beinen. » Doch während das bei gelegentlichen Beschwerden zutreffen mag, ist das Ignorieren von chronischem Fußbrennen riskant. Es ist, als würde man das Klebeband über die Motorkontrollleuchte im Auto kleben. Das Problem darunter wächst weiter. Unbehandelte Polyneuropathie schreitet fort, was zu Taubheit führen kann. Diese Taubheit ist gefährlich: Man bemerkt kleine Verletzungen, Steinchen im Schuh oder Druckstellen nicht mehr. Bei Diabetikern kann dies zu schweren Wunden und Infektionen führen (diabetisches Fußsyndrom). Eine unerkannte pAVK erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Zögern Sie daher nicht, ärztlichen Rat einzuholen, besonders wenn eines der folgenden Warnsignale auftritt:
- Das Brennen ist neu, tritt plötzlich auf oder wird schnell schlimmer.
- Zusätzlich zum Brennen tritt ein Taubheitsgefühl oder eine Muskelschwäche im Fuß auf.
- Die Haut am Fuß verändert ihre Farbe (blass, bläulich) oder fühlt sich kalt an.
- Sie entdecken eine Wunde am Fuß, die schlecht oder gar nicht heilt.
Was wirklich hilft: Ihr konkreter Plan für Linderung
Die gute Nachricht ist, dass Sie dem Brennen nicht hilflos ausgeliefert sind. Die Behandlung hängt vollständig von der Ursache ab, aber es gibt einen klaren Weg, um dorthin zu gelangen.
Sofortmaßnahmen: Was Sie heute Nacht tun können
Diese Tipps heilen nicht die Ursache, können aber die Symptome lindern und Ihnen zu einer ruhigeren Nacht verhelfen:
- Kühles (nicht eiskaltes) Fußbad: Ein 10-15-minütiges Fußbad in lauwarmem oder kühlem Wasser kann die Nerven beruhigen. Vermeiden Sie extreme Kälte, da dies die Haut schädigen kann, besonders bei vermindertem Gefühl.
- Hochlagern der Beine: Das kann den venösen Rückfluss verbessern und bei leichten Schwellungen helfen.
- Lockere Socken aus Naturfasern: Baumwolle oder Wolle sind atmungsaktiver als Synthetik und verhindern einen Hitzestau. Gehen Sie niemals mit engen Socken ins Bett.
- Vermeiden Sie Alkohol und Nikotin: Beide Substanzen können die Symptome kurzfristig verschlimmern, da sie die Blutgefäße und Nerven zusätzlich belasten.

Der Arztbesuch: Was Sie erwartet und wie Sie sich vorbereiten
Der erste Ansprechpartner ist Ihr Hausarzt. Er wird eine gründliche Anamnese durchführen. Bereiten Sie sich auf folgende Fragen vor:
- Seit wann haben Sie die Beschwerden?
- Wo genau brennt es (Sohle, Zehen, ganzer Fuß)?
- Wann ist es am schlimmsten (tagsüber, nachts, in Ruhe, bei Bewegung)?
- Welche Medikamente nehmen Sie ein?
- Haben Sie bekannte Vorerkrankungen (z.B. Diabetes, Schilddrüsenprobleme)?
Anschließend folgen eine körperliche Untersuchung (Reflexe, Puls, Gefühlsempfinden) und meist eine Blutabnahme, um Blutzucker, Entzündungswerte und Vitaminspiegel zu prüfen. Je nach Verdacht überweist Sie der Hausarzt an einen Spezialisten, meist einen Neurologen (Nervenarzt) oder Angiologen (Gefäßspezialist).
Langfristige Strategien: Die Ursache an der Wurzel packen
Die eigentliche Therapie zielt darauf ab, den Auslöser zu behandeln:
- Bei Diabetes: Eine optimale Blutzuckereinstellung ist das A und O, um das Fortschreiten der Nervenschäden zu stoppen.
- Bei Vitaminmangel: Hochdosierte Vitamin-B-Präparate können einen Mangel ausgleichen und die Nervenregeneration unterstützen.
- Bei pAVK: Medikamente, Gehtraining und eine Änderung des Lebensstils (Rauchstopp!) können die Durchblutung verbessern.
- Bei mechanischen Problemen: Maßgefertigte orthopädische Einlagen oder eine Schuhberatung können den Druck von den gereizten Nerven nehmen.
Das Brennen in den Füßen ernst zu nehmen, ist mehr als nur Symptombekämpfung – es ist der erste, entscheidende Schritt zurück zu mehr Lebensqualität und Gesundheit.
FAQ
1. Warum ist das Brennen in den Füßen nachts oft schlimmer?
Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Erstens gibt es nachts weniger Ablenkungen. Tagsüber überlagern andere Reize wie Gehen, Stehen oder der Druck der Schuhe das Brennen. In der Ruhe des Bettes nimmt unsere Wahrnehmung für diese Missempfindungen zu. Zweitens kann die Wärme unter der Bettdecke die Füße zusätzlich aufheizen und das subjektive Hitzegefühl verstärken.
2. Kann sich eine Nervenschädigung wieder zurückbilden?
Das hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Nerven regenerieren sich sehr langsam. Wenn die Ursache (z. B. ein Vitaminmangel oder Druck durch einen engen Schuh) frühzeitig behoben wird, können sich die Symptome vollständig zurückbilden. Bei fortgeschrittenen Schäden, wie sie oft durch langjährigen Diabetes entstehen, ist das Ziel oft, ein weiteres Fortschreiten zu verhindern und die Schmerzen zu managen.
3. Zu welchem Facharzt sollte ich gehen?
Ihr erster Weg sollte immer zum Hausarzt führen. Er ist der Lotse im Gesundheitssystem. Nach einer ersten Einschätzung und Basisdiagnostik wird er Sie an den richtigen Spezialisten überweisen. Bei Verdacht auf eine Polyneuropathie ist das der Neurologe. Bei Durchblutungsstörungen der Angiologe oder Gefäßchirurg. Bei Fußfehlstellungen kann auch ein Orthopäde oder Podologe (medizinischer Fußpfleger) hinzugezogen werden.
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