Gallengang-Stent Nebenwirkungen: Die Risiken der OP (ERCP) vs. die Langzeit-Komplikationen des Stents

Wenn bei Ihnen ein Stent im Gallengang (Gallengang-Stent) erforderlich ist, sind Sie wahrscheinlich mit vielen Informationen und Sorgen konfrontiert. Die wichtigste Frage: Was sind die Risiken? Bei der Suche nach Gallengang Stent Nebenwirkungen stößt man jedoch schnell auf ein Problem: Die meisten Quellen vermischen die Risiken der Operation selbst (der sogenannten ERCP) mit den langfristigen Komplikationen des Stents.

Das ist verwirrend. Die Risiken der Operation sind unmittelbar, aber was passiert in den Monaten nach dem Eingriff? Der Stent ist ein Fremdkörper. Verursacht er eigene Probleme?

Dieser Artikel trennt die Fakten klar auf. Wir analysieren die unmittelbaren Nebenwirkungen des Eingriffs und die spezifischen Langzeitrisiken des Stents selbst, basierend auf aktuellen medizinischen Studiendaten.


Das Wichtigste in Kürze (wenn Sie keine Zeit haben, alles zu lesen)

  • 🤔 Es gibt zwei Arten von Risiken: die der Operation (ERCP) und die des Stents selbst (langfristig).
  • 🏥 Die häufigsten OP-Risiken sind Pankreatitis (ca. 5,9%) und Cholangitis (Gallengangsentzündung, ca. 7,4%).
  • 🚫 Das größte Langzeitrisiko des Stents ist die erneute Blockade (Stentokklusion), die bei bis zu 27,6% der Patienten auftritt.
  • 💡 Ein « Plastik-Stent » ist nicht unbedingt sicherer als « Metall ». Sie haben unterschiedliche Risiken (Metall: Migration; Plastik: Verstopfung).
  • Mythos: Die routinemäßige Papillen-Inzision (Sphinkterotomie) verhindert nicht die Pankreatitis, erhöht aber das Blutungsrisiko.

Ein chirurgischer Eingriff für einen Gallengang-Stent.

Was sind die häufigsten Nebenwirkungen der Stent-Einsetzung (ERCP)?

Bevor der Stent an seinem Platz ist, muss er dorthin gebracht werden. Dies geschieht fast immer durch eine ERCP (Endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikographie). Das ist ein komplexer Eingriff, der seine eigenen Risiken birgt, völlig unabhängig vom Stent-Material.

Dies sind die häufigsten frühen Nebenwirkungen, die direkt durch die ERCP-Prozedur ausgelöst werden können:

1. Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Das häufigste ernste Risiko. Bei der ERCP wird das Kontrastmittel oft in die Nähe des Bauchspeicheldrüsengangs gespritzt. Dies kann eine Reizung oder Entzündung auslösen. Aktuelle Meta-Analysen (wie eine Studie von Chung et al. aus dem Jahr 2025) beziffern dieses Risiko auf etwa 5,9%. Das Tückische ist, dass diese Entzündung der Bauchspeicheldrüse oft durch einen im Blut messbaren Anstieg der Lipase erkannt wird, selbst wenn die Symptome anfangs unklar sind.

2. Cholangitis (Gallengangsentzündung)

Eine Infektion der Gallenwege. Das Risiko liegt laut denselben Daten bei etwa 7,4%. Sie tritt auf, wenn Bakterien während des Eingriffs in die blockierten Gänge eingebracht werden. Sie wird typischerweise mit Antibiotika behandelt.

3. Blutung (Hämorrhagie)

Blutungen können auftreten, insbesondere wenn der Arzt einen Schnitt machen muss, um den Zugang zu erweitern (die sogenannte Sphinkterotomie). Wir kommen darauf zurück, aber dieses Blutungsrisiko ist nicht zu unterschätzen.

4. Perforation (Durchstoßung)

Das seltenste, aber oft gefährlichste Risiko. Das Endoskop oder die Drähte können die Wand des Zwölffingerdarms oder des Gallengangs durchstoßen. Dies erfordert oft eine sofortige chirurgische Notfallversorgung.

Diese Gallengang Stent Nebenwirkungen sind also eigentlich Komplikationen des Einsetzens.

Langfristige Risiken: Welche Nebenwirkungen hat der Stent selbst?

Wenn die ERCP erfolgreich war, beginnt die eigentliche Arbeit des Stents. Doch auch der Stent als Implantat hat spezifische Langzeit-Nebenwirkungen. Hier geht es nicht mehr um die Operation, sondern um das Material im Körper.

Dies sind die spezifischen Langzeit-Nebenwirkungen eines Gallengang-Stents:

1. Stentokklusion (Erneuter Verschluss)

Das mit Abstand häufigste Langzeitproblem. Der Stent verstopft. Dies wird als « rezidivierende biliäre Obstruktion » (RBO) bezeichnet. Eine große japanische Studie (Tamura et al., 2024) mit über 1400 Patienten ergab, dass dies bei etwa 27,6% der Patienten passiert. Der Stent kann durch nachwachsenden Tumor (Tumoreinwachsen) oder durch Gallenschlamm und Gewebewachstum (Gewebeeinwachsen) blockiert werden.

2. Stentmigration (Verrutschen)

Der Stent hält nicht an seiner Position. Er kann entweder nach oben in die Leber oder (häufiger) nach unten in den Dünndarm wandern. Dies ist ein bekanntes Problem, insbesondere bei « vollständig gecoverten » (covered) Metallstents, da sie nicht in die Wand einwachsen können.

3. Cholangitis (Infektion)

Während die Cholangitis ein frühes OP-Risiko ist, ist sie auch ein häufiges Langzeit-Problem. Warum? Weil ein Stent, der sich zusetzt (Okklusion), den Gallenfluss blockiert. Die stagnierende Galle ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Fieber und Schmerzen Monate nach dem Eingriff deuten oft auf eine Stentokklusion hin. Dies führt oft zu den gleichen Symptomen, die überhaupt erst zur Stent-Einlage geführt haben, wie ein erhöhter GPT-Wert, der Leberschäden anzeigt.

4. Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)

Wenn der Stent die Mündung des Gallenblasengangs (Ductus cysticus) blockiert, kann sich die Gallenblase entzünden. Dies ist ein spezifisches Risiko, das von der genauen Platzierung und der Anatomie des Patienten abhängt.

Metall vs. Plastik: Ein Unterschied bei den Nebenwirkungen?

Nicht alle Stents sind gleich. Die Wahl des Materials (Plastik vs. Metall) hat einen direkten Einfluss auf die Art der Gallengang Stent Nebenwirkungen, die zu erwarten sind. Sie hängt stark von der Grunderkrankung ab – ob es sich um einen Tumor handelt oder um eine Vernarbung, wie sie etwa bei einer fortgeschrittenen Lebererkrankung auftreten kann.

Plastikstents (PE-Stents) sind billiger, müssen aber oft alle paar Monate ausgetauscht werden, da sie schneller verstopfen.

Metallstents (SEMS – Self-Expandable Metal Stents) halten länger, haben aber ihre eigenen Tücken. Man unterscheidet hauptsächlich drei Typen:

  • Uncovered SEMS (nicht gecovert): Das Metallgitter liegt frei. Risiko: Der Tumor kann durch das Gitter wachsen (Tumoreinwachsen).
  • Partially Covered SEMS (teilweise gecovert): Nur die Mitte ist bedeckt, die Enden sind frei, um ein Verrutschen zu verhindern.
  • Fully Covered SEMS (vollständig gecovert): Komplett mit einer Membran überzogen. Vorteil: Kein Einwachsen von Tumor oder Gewebe. Nachteil: Höheres Risiko für Migration (Verrutschen).

Hier ist ein direkter Vergleich der häufigsten Nebenwirkungen nach Material:

Nebenwirkung Plastikstent (PE) Metallstent (SEMS)
Okklusion (Verstopfung) Sehr häufig (durch Gallenschlamm). Muss oft alle 3-6 Monate gewechselt werden. Seltener durch Schlamm, aber Risiko des Tumor- oder Gewebeeinwachsens (bei uncovered SEMS).
Migration (Verrutschen) Mäßiges Risiko. Geringes Risiko (uncovered), aber hohes Risiko (fully covered).
Pankreatitis (OP-Risiko) Das Risiko hängt von der ERCP-Prozedur ab, nicht signifikant vom Stent-Material selbst.

Ein chirurgischer Eingriff für einen Gallengang-Stent.

Der Mythos der Sphinkterotomie: Verhindert sie Komplikationen wirklich?

Eine der häufigsten Fragen von Patienten betrifft die « Papillotomie » oder « Sphinkterotomie ». Das ist ein kleiner Schnitt am Schließmuskel der Papille (der Mündung des Gallengangs in den Darm), um das Einsetzen des Stents zu erleichtern.

Lange Zeit glaubte man, dieser Schnitt würde auch das Risiko einer Pankreatitis nach dem Eingriff senken. Aktuelle Daten zeichnen ein anderes Bild.

Eine umfassende Meta-Analyse aus dem Jahr 2025 (Saeed et al.) hat ergeben, dass die routinemäßige Sphinkterotomie keinen signifikanten Vorteil bei der Verhinderung einer Pankreatitis nach der Stent-Einsetzung bietet. Schlimmer noch: Der Schnitt erhöht das Risiko für Blutungen nach der ERCP signifikant (Risikoverhältnis 7,43). Das bedeutet, dass Patienten mit Sphinkterotomie ein über 7-fach höheres Blutungsrisiko hatten als jene ohne.

Diese Erkenntnis ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie sich medizinische Standards weiterentwickeln, um die Gallengang Stent Nebenwirkungen zu minimieren. Ein Verzicht auf diesen Schnitt, wenn er nicht absolut notwendig ist, kann die Sicherheit des Eingriffs erhöhen.

Die Entscheidung für einen Gallengang-Stent ist komplex. Es ist wichtig, die Risiken klar zu trennen: Die unmittelbaren Gefahren der ERCP (wie Pankreatitis oder Blutungen) sind real, aber meist kurzfristig. Davon unabhängig sind die langfristigen Gallengang Stent Nebenwirkungen zu betrachten, wobei die Stent-Blockade (Okklusion) das häufigste Problem darstellt. Die Wahl des Materials – Plastik oder ein spezifischer Metallstent – ist eine strategische Entscheidung, die Ihr Arzt basierend auf Ihrer individuellen Situation trifft, um das Risiko einer Migration gegen das Risiko einer Okklusion abzuwägen. Ein offenes Gespräch über diese beiden Risikoarten ist der beste Weg, um gut informiert in den Eingriff zu gehen.


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie lange hält ein Stent im Gallengang?

Das hängt stark vom Material ab. Plastikstents müssen oft alle 3 bis 6 Monate gewechselt werden, da sie verstopfen. Metallstents (SEMS) sind für eine längere Haltbarkeit ausgelegt und können, je nach Situation, viele Monate bis Jahre verbleiben.

Was merkt man, wenn ein Gallengang-Stent verstopft ist?

Typische Anzeichen einer Stent-Okklusion sind die Symptome, die überhaupt erst zum Stent geführt haben: Fieber, Schüttelfrost (Anzeichen einer Cholangitis), Gelbsucht (Gelbfärbung von Haut und Augen), dunkler Urin und Oberbauchschmerzen.

Ist eine ERCP mit Stent-Einlage schmerzhaft?

Der Eingriff selbst wird unter einer Sedierung (Dämmerschlaf) oder seltener in Vollnarkose durchgeführt, sodass Sie keine Schmerzen spüren. Nach dem Eingriff kann es zu leichten Halsschmerzen oder Blähungen kommen. Stärkere Schmerzen im Bauch können jedoch auf eine Komplikation wie eine Pankreatitis hinweisen.

Was sind die Hauptrisiken bei einem Metallstent im Gallengang?

Bei « uncovered » (nicht gecoverten) Stents ist es das Einwachsen von Gewebe oder Tumor (Tumoreinwachsen). Bei « fully covered » (vollständig gecoverten) Stents ist es die Migration (das Verrutschen) des Stents in den Darm.

Thomas Weber - Gründer Am Sand Vital

Thomas Weber

Gründer von Am Sand Vital • Gesundheits- & Wellness-Experte

Als ehemaliger Fitnesstrainer habe ich Am Sand Vital gegründet, um die Gesundheitsprotokolle zu demokratisieren, die Experten nutzen, um ihre Energie und Vitalität zu maximieren.

12 Jahre Expertise 1000+ betreute Personen 70+ Gesundheitsprotokolle
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